Interview mit Björn Hauschild, Künstler aus Eisingen
Geführt von Brigitte Stöcker
Wir kennen Björn Hauschild von regelmäßigen Gottesdienstbesuchen sowie Veranstaltungen unserer Kirchengemeinde und vor allen Dingen als Künstler seit der Ausstellung „Fürchtet Euch nicht“ in unseren Kirchenräumen. Jetzt dürfen wir uns wieder über eine Kunstausstellung von ihm freuen. Sie trägt den Titel „Phönix“ und findet vom 8. März bis zum 5. April statt. Schön, dass er sich Zeit für ein Gespräch genommen hat und wir etwas mehr über ihn und sein Schaffen erfahren dürfen. Vielen Dank!
Nach den Jahren des Studiums und der Arbeit als Künstler in Berlin war der Umzug nach Würzburg und dann nach Eisingen sicherlich eine gewaltige Umstellung.
Eigentlich war ich nie ein echter Großstadtfan. Durch den Beruf meiner Frau ergab sich der Wechsel nach Würzburg. In Berlin habe ich den Kulturbetrieb nicht wirklich genossen, hatte wenig Verbindung zur großen Kunstwelt. Mir liegt es eher, mich alleine zu entwickeln und meinen Weg zu suchen. Hier liebe ich es, gleich in der Natur zu sein. Draußen auf dem Weg zwischen Feldern und Wiesen arbeitet mein Gehirn frei. Wenn ich kleine Spuren auf dem Boden entdecke, Furchen, Steinchen, Pflanzen, bekomme ich Anregungen für meine Kompositionen.
Du hast von Anfang an als freischaffender Künstler gearbeitet. Wie gestaltest du diese Freiheit?
Viele Künstler arbeiten nach Vorgaben von Galeristen und haben wenig Freude an ihrem tatsächlichen Schaffen. Außerdem herrscht im Kunstbetrieb wenig Ehrlichkeit im Umgang untereinander. Oft hat man das Gefühl, dass nicht die Wahrheit gesagt wird, z.B. bei Äußerungen zu den Werken, vielmehr Neid und Konkurrenzdenken im Vordergrund stehen.
Daher bin ich froh, dass ich durch die christliche Thematik meiner Arbeit in der Kirche eine Nische gefunden habe. Ausstellungen in Kirchen sind sehr spannend. Es gibt nicht vorgegebene Flächen und Vorrichtungen für die Hängung von Bildern, sondern ich muss viel improvisieren mit Stellwänden, Befestigungen und Beleuchtungen. Das ist viel Arbeit, aber eben auch reizvoll.
Mir ist es bei Ausstellungen wichtig, mit interessierten Besuchern ins Gespräch zu kommen. Ich freue mich, wenn ich mit meinen Bildern Menschen erreiche, auch Menschen, die sonst mit Kunst weniger in Kontakt kommen. Immer wieder sagen mir Leute, was das Bild konkret in ihnen berührt hat. Sie erzählen ganz Persönliches, Höhen und Tiefen aus ihrem Leben.
Bei deinen Bildern fallen sofort die ganz besondere Technik und deren Wirkung auf.
Oft löse ich mich vom Rechteck oder Quadrat und konstruiere freie Formen. Dazu fertige ich zunächst den Rahmen bzw. den Unterbau. Das Bild selbst gestalte ich als eine Art Collage aus ganz unterschiedlichen Materialien. Dabei verwende ich Holz, Draht, Stoff und Gips sowie eine Mischung aus verschiedenen Farbsubstanzen. So ergibt sich der reliefartige Effekt. Einerseits ist durch fest aufgebrachte Elemente manches unveränderbar, andererseits entwickeln sich bei fließenden Farben unerwartete Wirkungen. Durch diese Zufälle entwickelt sich zwischen mir und dem Bild ein Dialog, der wesentlich für die weitere Entwicklung des Werkes ist.
Das Material muss sich aber immer der Gestaltung und Aussage unterordnen. Es ist nur Mittel zum Zweck. Daher stehe ich immer in der Spannung zwischen dem freien Atmen des Bildes und meinem Gestaltungswillen. Das ist immer wieder eine große Herausforderung!
Auch die neue Ausstellung „Phönix“ zeugt wieder vom Bezug zum Glauben und der Auseinandersetzung damit. Was ist dir wichtig?
Der Glaube hat eine große Bedeutung in meinem Leben und für das Malen. In meinen Anfängen als Künstler malte ich noch gegenständlich, beschäftigte mich mit Natur und Technik. Der „Kampf zwischen Natur und Technik“ wurde mir aber schnell zu klischeehaft. Dann konzentrierte ich mich auf die Natur und somit das Leben als mein Thema. Dabei wurde mir jedoch bewusst, dass meine gegenständlichen Darstellungen zwangsläufig immer an der Oberfläche blieben. Diese wollte ich aufbrechen, und das veränderte meine Stilmittel hin zum Abstrakt-Gestisch-Prozessualen. Dabei erwies es sich als hilfreich, die Bilder in der Entstehensphase auf den Boden zu legen, so dass die Farbe frei fließen konnte.
Gleichzeitig kam die Hinwendung zum Glauben. Meine Arbeit veränderte sich zunächst unbewusst. Das Malen wurde zur Gottsuche: das Bild – Gott – ich.
Das ist anstrengend, manchmal nahe an der Verzweiflung, am Hadern mit Gott. Den Zwiespalt muss ich aushalten. Und dann die Gnade, wenn das Bild gut geworden ist, Leben atmet, Tiefe hat.
„Phönix“, ein mystisches Fabelwesen, ein Symbol noch vor der Antike. Was bedeutet das Oberthema der Ausstellung für dich?
Ja, der Ursprung ist heidnisch. Von dem vogelartigen Phönix wird in den Fabeln erzählt, dass er sich in das Feuer stürzt, wenn er merkt, dass sein Ende gekommen ist. Aus der Asche schwingt er sich jedoch wieder erneut empor. Seit dem frühen Christentum wurde Phönix aber auch als Zeichen für den Tod und die Auferstehung Jesu gedeutet.
Mein erstes Bild zu diesem Thema entstand nach einem schrecklichen Ereignis. Ich hatte ein Werk mit dem Titel „…bis an das Ende der Welt“ für eine Kirche in Garbsen geschaffen. Durch einen Brand wurden die Kirche und auch dieses Osterbild zerstört. Diese Erfahrung nahm ich in einem neuen Bild für die Gemeinde auf und gab diesem den Titel „Auferstehung – Phönix“.
Seit dieser Zeit entstanden immer wieder Gemälde zu diesem Grundgedanken der Auferstehung Christi aus dem Tod. Die Bilder bekommen Titel, die aus Zitaten von Bibelstellen erwachsen.
Darüber hinaus ist der Phönix für mich ein Symbol dafür, wie man sich als einzelner Mensch aus Niederlagen hocharbeiten, Krisen überstehen, aus Fehlern lernen und Ängste besiegen kann. Ich erhalte immer wieder eine neue Chance. Dazu kommt die Idee des „Tandemflugs“. Christus nimmt mich mit, trägt mich und begleitet mich auf meinem Weg durch das Leben. Ich kann mich an ihm festhalten und gleichzeitig beflügelt er mich und macht mich frei.
Noch einmal vielen Dank für die Zeit, die du dir genommen hast und für die tiefen Einblicke in deine Arbeit an den Gemälden und in deine Gedankenwelt dahinter. Wir werden uns gerne auf deine abstrakten Bilder einlassen, die uns durch ihre Strukturen und Farbenwelt zu persönlichen Auseinandersetzungen herausfordern.